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Bericht Dezember 2022

Die Lage in der Hauptstadt Port-au-Prince ist weiter sehr gefährlich.
Es soll dort mehr als hundert bewaffnete Banden geben. Gezielte Attentate, von Plünderungen begleitete gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Banden, politische Protestaktionen und Straßenblockaden finden fast täglich statt. Einige Banden erpressen Geld durch Entführungen - auch wenn ein Großteil davon gezielte Entführungen sind, ist die Gefahr, dass man zur falschen Zeit am falschen Ort ist, groß.
Seit über einem Jahr ist die Nationalstraße Nr. 2 in Martissant blockiert und seit einigen Monaten nun auch die Nationalstraßen Nr. 1 und Nr. 9. Diese Straßenblockaden haben gravierende Auswirkungen auf das ganze Land, da auch der Transport von Lebensmitteln, Benzin und Geld kaum möglich ist.
Diese Situation dauert nun schon gut anderthalb Jahren an.

Auch in Petit-Goâve wird das tägliche Leben von der Situation in der Hauptstadt geprägt:
Durch die Straßenblockaden ist der Süden des Landes von Port-au-Prince abgetrennt. Lebensmittel sind Mangelware geworden, die Preise stark gestiegen und man findet wenige Waren auf den Markt. Banken öffnen nur an drei Tagen pro Woche und man muss sich schon gegen 3 Uhr früh vor der Bank anstellen, um eine Chance zu haben, dran zu kommen. Tankstellen sind leer, Benzin gibt es nur auf dem Schwarzmarkt und der Preis für einen 5-Liter-Kanister liegt manchmal bei 40 Euro. Das führt u.a. dazu, dass sich für eine OP im Krankenhaus die Familie des Patienten um das Benzin für den Generator kümmern muss. Auch Wasser und Strom sind Mangelware: Leitungswasser fließt nur in einigen Teilen der Stadt, und auch dort nur für ein paar Stunden am Tag, und Strom gibt es nur wenige Stunden im Monat.
Die Armut hat alle Teile der Bevölkerung erreicht. Das sieht man u.a. daran, dass die meisten Familien nicht mehr zu Hause kochen. Wenn sie Geld haben, kaufen sie sich fertiges Essen an einem Imbissstand, da es teurer ist, Lebensmittel, Kohle, Öl etc. zum Kochen zu kaufen.
Die Armut führt auch dazu, dass viele Kinder die Schule abbrechen und minderjährige Mädchen in der Prostitution landen.
Die Zukunftsaussichten für das Land werden also immer schlechter.

Positiv in Petit-Goâve ist, dass die Kriminalität, trotz der Größe der Stadt, nicht hoch ist. Das liegt daran, dass sich die Menschen in einem Viertel kennen und die Bevölkerung wachsam ist. Unbekannte Menschen werden gleich bemerkt und zur Rede gestellt.

Unsere Schule

Vor Ende des Schuljahres 2021/22 gab es ein mehrtägiges Projekt zur Entdeckung der Natur.
Für die Kinder unserer Schule war das etwas ganz Besonderes, da sie in einem armen Viertel leben, in dem es keine Spielplätze oder Hinterhöfe zum Spielen gibt und viele noch nie außerhalb ihres Viertels, geschweige denn in der Natur rund um Petit-Goâve, gewesen sind.

Die Kinder waren glücklich, im Freien zu sein, nach Herzenslust herumlaufen und mit anderen Kindern spielen zu können. An diesen Tagen haben sie außerdem für das Wiederaufforstungsprojekt Pflanzen gegossen, Setzlinge gepflanzt und Mais und Bohnen geerntet.

Aus der Ernte wurde dann wochenlang in der Schule Essen für alle gekocht. Die Ernte war so reichlich, dass die Schüler auch noch im ersten Monat der Ferien zum Essen in die Schule kommen konnten.

Für die Kinder waren diese Tage eine wertvolle Erfahrung, die wiederholt und erweitert werden soll.